Duo Bögeholz Mosalini

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    NEUERSCHEINUNG

    Über die Aufnahme "Delta y Mar"

    Delta y Mar_HTMLCover Das Delta des Paraná und der Ozean von Concepción – ich dachte sofort an den Titel, den Vincente seiner letzten Komposition gegeben hat. Das sind für mich zwei Spiegel, in dem einen betrachten unsere beiden Heimatstädte einander, in dem anderen spiegeln sich unsere parallelen Geschichten als Söhne von Europäern, die nach dem traurigen Jahrzehnt, das unsere beiden Länder durchlebt haben, von ihren Familien zurück nach Europa gebracht wurden. Auch wenn Vincente anfangs nicht diese Vorstellung hatte, war uns klar, dass dieses dritte Album so heißen sollte.

    Delta y Mar – das ist eine einzigartige Kombination der besonderen Reize unserer beiden Länder. Der chilenisch geprägte rasguido von Vincentes Gitarre und die Milonga-Farbe des Bandoneons sind unsere Quellen und die Synthese unserer gemeinsamen Arbeit, die sich über fünfzehn Jahre erstreckt.

    Nachdem wir die Klassiker des Tangos, zeitgenössische Stücke und Auftragswerke gespielt hatten, bekamen wir Lust, unseren eigenen Ausdruck zu finden und selbst schöpferisch tätig zu werden. So sind in diesem Projekt unsere eigenen Kompositionen mit Stücken vereint, die wir auf sehr persönliche Weise arrangiert haben. Wolfgang Bartsch und Rüdiger Blömer, die sich von unserem Weg inspirieren ließen, runden das Programm ab. Sie bieten uns einen Blick auf ihre Welt, in der sie Eindrücke verarbeiten, die sie im Kontakt mit der unseren gewonnen haben.

    Delta y Mar – das ist unsere Geschichte, unsere Herkunft, unser Weg, aber auch unser Wunsch, unsere beiden Klangwelten, die Kulturen unserer südamerikanischen Länder und Europas einander anzunähern, um sie zu einer gemeinsamen Welt zu vereinen.

    Juanjo Mosalini

    Tango Inventions
    ( Bandoneon, Gitarre und Streichquintett)

    Im Programm Tango Inventions gelangen neue und aktuelle Ergebnisse einer in Paris entstandenen Tango-Avantgarde zur Aufführung. Sein Inhalt bietet Einblick in die wegweisende zeitgenössische Tangomusik für Bandoneon und Gitarre. Einen besonderen Stellenwert erhält das durch Streichquintett erweiterte Repertoire des Duo Bögeholz Mosalini : Das Cacerolazo Concerto von Tomás Gubitsch (2002), die Invenciones tangueras von Gerardo Le Cam (2004) und die Fantasias camperas y urbanas von Juan José Mosalini in einer Einrichtung für Septett von Juanjo Mosalini.

    Über die CD „Invenciones tangueras“

    Das Unglaubliche an dieser Konstellation ist, dass Interpreten unterschiedlicher Herkunft und musikalischer Sprachen eine gemeinsame Ausdrucksform gefunden haben, die das Wesen der argentinischen Musik erfasst. Gemeinsam mit dem Streichquintett ist das Duo Vicente und Juanjo mit ihrer Interpretation den Werken der drei Komponisten mehr als gerecht geworden. Dass Tomás Gubitsch mit seinem "Cacerolazo Concerto" seine städtische Verwurzelung unter Beweis stellt, ist kein Zufall ; er kommt aus Buenos Aires. Deine Musik, Tomás, ich spüre in ihr diesen protestierenden Schlag auf den Topf. (Wie oft wurde das Aufeinanderschlagen von Töpfen vom Volk benutzt, um seine Unzufriedenheit auszudrücken !) Durch deinen Zorn, deine Sehnsüchte und Seelenzustände erzählt mir dein Werk von denjenigen, die für unsere Verbannung, unsere Verstümmelung gesorgt haben. Was sie heute nicht wissen, ist, dass wir näher sind, denn je. Es erstaunt mich nicht, dass Gerardo Jerez Le Cam mit seinen "Invenciones tangueras" einen tangogefärbten Regenbogen geschaffen hat. Ich höre diesen "musikalischen Lärm", der aus den Bars in Buenos Aires zu mir dringt, bis hin zu der besonderen und unverkennbaren Stimmung einer Fußballspielübertragung. Aus Gerardos breit gefächertem Spektrum höre ich den guten Geschmack heraus, der sich im Universum der Empfindsamkeiten widerspiegelt. Vicentes Gitarrenspiel zeugt in seiner vollendeten Art von profunder Kenntnis argentinischer Volkskunst. Ihm liegt eine außergewöhnliche Musikalität zugrunde — einer der ganz großen Gitarristen … Juanjo mit seinem fueye, mein geliebter Sohn, schließt den Kreis und setzt in würdiger Weise die Tradition dessen fort, was ich bei meinem Vater gelernt habe. Ich bewundere dich in deinem hohen Anspruch und dafür, dass du den Zauber des Bandoneon verstehst. Das Streichquintett ... welch ein Zufall hat sie verbunden ? Ungewöhnlich glückliche Fügung, vom Ergebnis ganz zu schweigen. Respekt und Ernsthaftigkeit manifestieren sich klar ersichtlich in der musikalischen Qualität dieser Interpreten. Einfach eine wunderbare Arbeit angesichts der großen Herausforderung dieser Aufnahme. Dieses musikalische Dokument eröffnet neue Wege und offenbart die Unsterblichkeit des lateinamerikanischen Kulturguts.

    Juan José Mosalini

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    Flores Negras

    Das Duo Bögeholz - Mosalini (Aachen /Paris) präsentiert das Programm "Flores negras - aus der Welt des Tango" als Synonym für einen Strauß von Tangos aus vergangener und jetziger Zeit. Der chilenische Gitarrist und der argentinische Bandoneonist spielen eigene Musik sowie Werke von Cobián, Gubitsch, Piana, Piazzolla, Schlosberg, und Thomás. Eine kontrastreiche Programmfolge stellt den stilistischen Variationsreichtum von Tangomusik dar.

    Innigkeit

    kommt mir als erster Begriff im Zusammenhang mit dem neuen Album von Juanjo Mosalini und Vicente Bögeholz in den Sinn. Vielleicht die einzig wahre Art, Musik zu machen. Innigkeit des Einzelnen sowie geteilte Innigkeit. Im Austausch untereinander und erfreulicherweise mit uns Zuhörern.

    Sicher könnten wir lange über die Virtuosität der beiden Musiker und über die Poesie der Klangfarben sprechen. Wir könnten uns mit der erstaunlichen Reife dieser jungen Musiker befassen. Wir könnten uns mit dem tiefen Einblick auseinandersetzen, den sie in die argentinische Musik und speziell den Tango haben. Wir könnten über die minutiöse Juwelierarbeit sprechen, die ihre Interpretationen aufdecken. Vielmehr sollten wir uns aber dem Thema Gefühl widmen. Reden wir über die unterschiedlichsten Stimmungen, über die Reise durch eine emotionale Landschaft, zu der wir von Vicente und Juanjo eingeladen sind. Reden wir darüber, wie sie es verstehen, die Musik - hinter den auf Fünf-Liniensystem geschriebenen Noten - zum Leben zu erwecken... Und von neuem drängt sich das gleiche Wort auf : Innigkeit. Ein Raum, in dem es nicht nützt, falsch zu sein.

    Inniges Zusammenwirken der Instrumente. Innige Nähe der Instrumentalisten zu den von ihnen ausgeführten Partituren trotz stilistischer Vielfalt, Epoche und Empfindlichkeit von Werk und Komponist. Die Melodien, Harmonien und Rhythmen wenden sich ihnen zu, werden ihr Eigen, sind zu ihren Gedanken geworden. Sie "äußern" sie derart, wie nur sie es zu tun vermögen, den eigenen, den persönlichen Weg wählend. Den, der ohne blenden zu müssen, von innen glänzt. Es gibt diese wie durch Zauberei entstehenden wertvollen und seltenen Momente, in denen sich Musiker ohne Publikum oder Verpflichtungen treffen, um zusammen zu spielen. Am Ende einer Probe oder in einem verschlafenen Restaurant nach einem Konzert, wenn die Saallichter schon gelöscht werden, wenn nur noch ein letzter Tisch mit Gästen übrig bleibt. Momente der Innigkeit, in denen das Überflüssige außen vor bleibt. Momente, die einzig und allein für die reine Freude, zusammen Musik zu machen, existieren. Mit Ihrer CD lassen Vicente Bögeholz und Juanjo Mosalni uns daran teilhaben und gewähren uns Zutritt in diese für Zuhörer gewöhnlich verborgenen Gärten.

    Darum habe ich keine Lust, Beifall zu klatschen, wenn ich diese CD zu Ende gehört habe. Ich habe den Wunsch, mich mit leiser Stimme zu bedanken. Das entspricht meinem innigen Bedürfnis.

    Tomás Gubitsch
    (Winter 2004, in der Nähe von Paris und Buenos Aires)